Vom 20. bis 24. Mai 2009 fand in Bremen der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Wir Musiktherapeuten und Mitglieder des "Bremer Instituts für Musiktherapie und seelische Gesundheit" (BIM) waren mit einem Stand beim Markt der Möglichkeiten in der Überseestadt dabei. In einem großen Zelt hatten wir einen abgetrennten etwa 12 qm großen Bereich. Auf einem Teil des Standes war das "Bremer Bündnis gegen Depression" mit einem Tisch vertreten. Daneben lag auf Tischen vom BIM Informationsmaterial, Flyer, CDs und eine Körpertambura.

 

Zu zweit in wechselnden Schichten konnten wir uns sowohl auf zahlreiche interessante Gespräche einlassen als auch denjenigen, die daran interessiert waren, eine etwa fünfminütige Behandlung mit der Körpertambura mit anschließendem kurzem Gespräch zukommen lassen. Besonders hilfreich war, dass dem Aufruf auf der DMtG-Seite, als musiktherapeutische Kirchentagsbesucher BIM zu unterstützen, auswärtige Kolleginnen gefolgt waren, da dass wir mit insgesamt 12 Musiktherapeutinnen den Stand hielten.

 

Die Fragen der Besucher waren sehr vielfältig: "Was ist Musiktherapie?", "Für wen ist das eigentlich gut?", "Was gibt es für Ausbildungsmöglichkeiten?" und viele mehr. So entstand ein zum Teil sehr intensiver und reger Austausch. Es war auffällig, dass es viele Anfragen nach Ausbildungsinstituten und -möglichkeiten gab. Wir verwiesen häufig auf die DMtG. Etliche Besucher brachten ihre eigenen Beziehungen und Erfahrungen mit der Frage nach Musiktherapie in Verbindung. Thematisiert wurden die Alzheimerstiftung, manisch-depressive Menschen, Seniorengruppen, hyperaktive Kinder, Gefängnisinsassen, die Tomatistherapie, Tinnitus, Musikunterricht in der Schule und Anderes.

 

Im hinteren Teil des Standes, der durch einen Paravent abgetrennt war, lagen Polster, Matten und Kissen. Hier konnten interessierte Besucher dem Trubel und den Menschenmassen für eine kurze Zeit entfliehen, sich entspannen und während einer Behandlung mit der Körpertambura in sich selbst hineinhorchen. Unser Stand sollte ein "Raum der Stille" sein. Wir Mitglieder vom BIM hatten vorher große Bedenken, dass der Raum, wie wir ihn uns vorgestellt hatten, in so einem großen betriebsamen Zelt voller Menschen überhaupt annähernd dem Titel gerecht werden kann. Die Rückmeldungen der Menschen, die sich auf die Erfahrungen einer Körpertamburabehandlung einließen, zeigten uns aber, dass die äußeren Geräusche zwar teilweise störend, aber auch hinnehmbar waren und sogar ausgeschaltet werden konnten.

 

In den drei Tagen, in denen wir mit dem Stand vertreten waren, ließen sich 41 Menschen auf das Fühlen und Hören der Tamburaklänge ein, darunter etwa dreimal so viele Frauen wie Männer. Die Altersspanne lag zwischen 11 und Mitte 60 Jahre, wobei auffällig war, dass es viele unter 20-jährige, aber auch viele über 50-jährige Interessierte gab. Die Altersspanne zwischen 30 und 50 Jahren war im Verhältnis weniger vertreten. Die Reaktionen der Behandelten waren durchweg sehr positiv. In den Rückmeldungen beschrieben sie ihre sensorisch−akustischen Erfahrungen als "angenehm, entspannt, wohltuend, ruhig, zentriert, kraftspendend, abgeschlossen, in einer anderen Welt, Vibrationen spüren am ganzen Körper − schön, bis in einzelne Körperteile oder die einzelne Zelle hinein". Vielfach wurde auch je nach persönlichem Erfahrungshintergrund spekuliert über den weiteren Nutzen oder die Gebrauchsmöglichkeiten der Tambura: "Das ist doch bestimmt auch gut für Schwangere, für hyperaktive Kinder, im Altenheim, bei Tinnitus, mit Kindern und Jugendlichen, im Hospiz, bei Burn-out-Syndromen etc."

 

Das große Interesse, die Neugier, die Gesprächsbereitschaft vieler Menschen und die Offenheit der Musiktherapie gegenüber hat uns Musiktherapeutinnen vom BIM sehr gefreut und positiv überrascht. Beim Kirchentag, also einer breiten Öffentlichkeit gegenüber, ein paar Aspekte der Musiktherapie durch Gespräche und durch persönliche Erfahrungen mit der Körpertambura näher bringen zu können, war eine sehr gute Möglichkeit, die wir allen anderen Musiktherapeuten in zukünftigen "Kirchentagsstädten" gerne ans Herz legen wollen. Auch die Gespräche mit den Ärztinnen und Psychotherapeutinnen des Depressionsbündnisses sind eine gute Basis für das Netzwerk. und nicht zuletzt war der Austausch mit an Musiktherapie Interessierten für jede Einzelne von uns eine schöne und bereichernde Erfahrung.

 

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